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Der #FlowMOOC17 ist zu Ende. Übrig bleiben eine Menge spannender Erkenntnisse aus alt-bekannten Konzepten für den Aufbruch in das Neue Arbeiten.

Er hat es sich nicht leicht gemacht.

Seinen #FlowMOOC17 konzipierte Lars Richter als cMOOC. Ganz untypisch dafür bereitete er unterschiedliche Themen inhaltlich in einer breiten Medienvielfalt auf und stellt sie auch nach dem MOOC offen auf seiner Seite zur Verfügung.

Das Neue Arbeiten: Stell Dir vor es ist endlich wieder Montag

Das Ziel für die gar nicht so “massive” Community (etwa 60 TeilnehmerInnen) des #FlowMOOC17 packte Lars schon vorab unter das Motto: „Stell Dir vor es ist endlich wieder Montag“.

Wenn wir doch schon neu arbeiten möchten, dann könnten wir das doch auch mit Freude und Begeisterung tun. Wie wir dort hinkommen?

Diese Antwort sollte der #FlowMOOC17 liefern, also zum Beispiel, wie wir die vielen abstrakten Konzepte des Neue Arbeitens ganz praktisch auf die aktuelle Arbeitsumgebungen runterbrechen. Nicht (schon wieder) hochtrabend theoretisierend, wie mir Lars im Interview vorab bestätigte, sondern ganz konkret, wie wir die ersten Schritte in diese Richtung setzen.

In vier Wochen des #FlowMOOC17 spannte Lars den Bogen vom Flow-Erleben, über Motivation bis hin zu Gamification. Und endete schließlich beim Team Flow. New Work als solches wurde hier leider nicht näher betrachtet, obwohl es ja quasi als Zielbild immer präsent war.
Dennoch spannte Lars einen vielfältigen und bunten Bogen an Themen, der mehr miteinander zu tun hat, als man auf den ersten Blick meint.

Das Neue Arbeiten: Produktivität durch FLOW

Wir alle kennen das, wenn wir so richtig in einer Aufgabe aufgehen, ganz konzentriert und das Umfeld vergessend uns durch die gestellten Herausforderung arbeiten. Mihaly Csikszentmihalyi nannte diesen produktiven Zustand Flow.

Flow erleben wir in einer optimale Balance zwischen eigenen Fähigkeiten und den gestellten Anforderungen. Wir nehmen die Zeit kaum mehr wahr, und gehen in der Aufgabe vollkommen auf. Damit sind wir nicht nur produktiv, sondern auch – v.a. durch unmittelbares Feedback – permanent lernend. Beides wünschen sich Organisationen wie auch Mitarbeiter.

Wichtig für diesen Zustand sind ein konkretes Ziel (für sich selbst) sowie die Konzentration auf die konkrete Aufgabe, also ohne Ablenkungen. Ganz schwer in modernen Büroflächen, aber nicht unmöglich, wie die Diskussion im Forum zeigte.

Leichter geht es, wenn wir Autonomie erleben. Also selbst bestimmen zu können, wann, wo und wie wir arbeiten. Und noch leichter, wenn wir Gefühl haben, Teil von etwas Größerem zu sein. Damit kann die Aufgabe auch richtig “Sinn machen” und für uns bedeutungsvoll sein.

Das Neue Arbeiten: INTRINSISCHE MOTIVATION als Booster

Diese Autonomie ist auch Basis für echte (intrinsische) Motivation.

Der Theorie der Selbstbestimmung von Edward Deci folgend, bringt uns extrinsische Motivation nicht in Richtung Flow. Belohnung, Strafe, Kontrolle führt uns weg von der nötigen Autonomie.  Um in solch einer Umgebung erfolgreich zu sein, müssen wir das Wertesystem des Chefs oder des Unternehmens übernehmen, um gut durchzukommen.

Doch so richtig “gute Arbeit” (die uns auch zufrieden und stolz macht) können wir nur in unserem eigenen Wertesystem leisten. Und damit schaffen wir es leicht, tatsächlich in den Flow zu kommen.

Intrinsische Motivation ist also freudvoller und andauernder. Um diese zu begünstigen braucht es neben der Autonomie noch zwei weitere Faktoren (zumindest nach John Atkinson):

  • die (geschätzte) Wahrscheinlichkeit, mit der wir eine Aufgabe erfolgreich bewältigen werden, sowie
  • das positive Gefühl (Stolz), das wir nach Bewältigung der Aufgabe erwarten.

Wenn wir beide (zuwiderlaufende) Faktoren in die „richtige“ Balance bringen, haben wir wieder gute Voraussetzungen für den Flow.

Das Neue Arbeiten: Hoffnung durch GAMIFICATION

Warum nicht etwas tricksen, um diese Balance(n) zu halten?

Mit Gamification-Ansätzen nähren wir nämlich die Hoffnung auf Erfolg. Und Misserfolge werden durch das „Spiel“ nicht mehr so bedrohlich. Mehr noch: Scheitern wird sogar mit positiven Gefühlen verknüpft und fordert zur „Revanche“, um es erneut zu versuchen.

Damit nehmen wir auch herausfordernde Aufgaben gerne an und halten uns stabiler im Flow, auch wenn es einmal schwieriger wird. Damit halten wir uns länger in einer blissful productivity (glückselige Produktivität) wie es Spiele-Architektin Jane McGonigal nennt.

Gamification setzt vier wichtige Aspekte voraus:

  • ein klares Ziel,
  • eine (persönliche) Bedeutung der Wichtigkeit der Aufgabe,
  • klare erste Schritte zur Lösung und
  • unmittelbares Feedback, ob und wie die Aufgabe gelöst wurde.

Merken Sie den Zusammenhang mit dem Konzept des Flows?

Übrigens: Bedeutung (meaning) geben wir einer Aufgabe immer selbst und das ist unabhängig von einem konkreten ökonomischen Wert (value).  D.h. was für mich ganz viel Sinn macht, kann für andere vollkommen bedeutungslos sein (und natürlich umgekehrt).
Besonders wirksam für die eigene Motivation ist es, wenn eine Aufgabe für uns bedeutet, Teil von etwas Größerem (epic meaning) zu sein. Naja, auch diesen Aspekt hatten wir ja schon mal.

Das Neue Arbeiten: TEAM FLOW in kreativen Feldern

So, viel über uns und einzelne Personen gesprochen – aber lässt sich das alles auch auf Teams übertragen, Team Flow sozusagen?

Ja klar, dort sollten wir im Neuen Arbeiten ja auch hin. Besonders spannend sind hier die Kreativen Felder, die Einzelne noch zusätzlich unterstützen, ihre Arbeit als bedeutungsvoll und wertvoll zu erleben.
Kreative Felder sind definiert als Resonanzfelder, die uns in der Zusammenarbeit unser volles Potenzial wirksam werden lassen (oder eben auch ausbremsen, je nachdem).

Damit positive Kreative Felder entstehen, braucht es neben einer (gemeinsamen) Vision den Fokus auf die Potenziale, Bedürfnisse und Beiträge Einzelner (Personenzentrierung), eine möglichst große Vielfalt zwischen den Teammitgliedern sowie einen (echten) Dialog mit- und untereinander.
Der Einzelne braucht dann Handlungsspielräume und (echte) Wahlmöglichkeiten (Partizipation). Wenn damit die Zusammenarbeit als Inspiration und Kreativitätsquelle erkannt wird (Synergieprozesse) und permanent an den eigenen Prozessen und Routinen gearbeitet wird (Nachhaltigkeit), werden diese Kreativen Felder als bereichernd und energetisierend erlebt.

Nach dem #FlowMOOC ist wieder Montag!

Wieder zurück vom #FlowMOOC, wird eines ziemlich klar: Wir brauchen keine neuen Konzepte für das Neue Arbeiten. Vieles davon ist seit vielen Jahr(zehnt)en gut bekannt und auch gut erforscht. In der Praxis bekommt das aber kaum jemand mit.

Schade, denn ins Neue Arbeiten aufzubrechen wäre dann gar nicht mehr so aufwändig, wie es manche darstellen oder empfinden. Nicht mit Tools und Instrumenten, sondern durch echte Zusammenarbeit (war da nicht was mit Augenhöhe?) abseits von Top-Down oder Bottum-Up.

Die Wahrnehmung des Einzelnen in seinen Stärken und Bedürfnissen, der Abgleich zwischen Anforderungen und Fähigkeiten und die Nutzung der Diversität stehen ja schon lange auf der HR-Agenda. Alles schon Forderungen einer Personalentwicklung des letzten Jahrtausends. Nur halt noch nicht umgesetzt. Dabei wäre die Umsetzung durchaus einfach, und dennoch (aus der Routine, aus tradierten Haltungen) so schwer.

Vielleicht ist es ja mit dem Neuen Arbeiten wie mit dem Radfahren: man muss ständig Balance halten und ein gewisses Tempo aufrechterhalten, um im Flow zu bleiben. Dann macht´s auch Spaß und ist auch noch gesund.

Wer mehr wissen möchte und nachlesen, nachhören oder nachschauen möchte, der findet alle Ressourcen (Dokumente, Videos, mp3s) zum #FlowMOOC hier.

Ich möchte mich beim Initiator des #FlowMOOC17 Lars Richter bedanken – für seine Initiative, für die großartige Aufbereitung der Inhalte und die eingesetzte Energie in diesem vier Wochen.  Leider konnte ich mich nicht so intensiv beteiligen, wie ich es eigentlich vor gehabt hätte.

Das Ergebnis und die gewonnenen Erkenntnisse sind wichtige Grundlagen für moderne Personalarbeit und damit jede Sekunde wert, sich damit näher zu beschäftigen.

Danke, Lars!

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2 Kommentare

  1. Hallo Herwig!

    Vielen lieben Dank für den ausführlichen und lobenden Blogartikel. Ich stelle fest: Dir ist es besser als mir gelungen, den MOOC noch einmal zusammenzufassen. =)

    Liebe Grüße,
    Lars

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