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Heute berichtet uns Caroline Pisa heute von ihren Erlebnisse und Eindrücken als Expeditionsleiterin der Expedition Führung beim ÖAMTC.

Caro, was waren für Dich die größten Herausforderungen als Expeditionsleiter im Rahmen der Expedition Führung?

Eine große Herausforderung der Expedition Führung war mit der großen Vielfalt umzugehen. Selbstgesteuerte Führungskräfteentwicklung heißt ja, dass den TeilnehmerInnen alle Möglichkeiten offen stehen. Und wer sich mal zum Thema „Führung“ auf die Suche macht, entdeckt unzählige spannende Felder, wo man lohnenswert hinschauen und Neues entdecken könnte.
Diese Vielfalt an Möglichkeiten ist somit Chance, Sinn und Falle zugleich. Es gilt sich nach einer ersten Phase der Suche relativ schnell zu fokussieren und mit der Gruppe eine Entscheidung zu treffen, wo die Expedition hingehen soll. Das bedeutet zwar verlockende Erforschung von Neuland, jedoch bei gleichzeitigem Verzicht auf andere Optionen. Aus meiner Sicht muss man hier als ExpeditionsleiterIn relativ stark präsent sein, damit die TeilnehmerInnen eine für alle passende Auswahl treffen, ohne sich jedoch inhaltlich einzumischen oder die Wahl zu beeinflussen.

Ist das Ziel der Expedition einmal gewählt (also in welchem Bereich die Führungskräfte sich weiterentwickeln wollen), gilt es, klar in der Rolle des Prozessbegleiters, der Prozessbegleiterin zu bleiben. Immer wieder war für mich der Versuch der Verführung spürbar, alte Muster zu bedienen: Als Expertin Neues zum Thema Führung anzubieten, damit sich die TeilnehmerInnen dann das Passende herauspicken. Damit wäre ich wieder mehr Reiseleiterin als Expeditionsleiterin gewesen, die eine Gruppe in unbekanntes Terrain führt.

Als Expeditionsleiter hat man die Aufgabe, den Weg der Gruppe zu begleiten – bei Selbststeuerung der Gruppe. Wie gelingt da eine ausgewogene Balance und was braucht es da seitens der Expeditionsleiter?

Expeditionsleiter sollten meiner Ansicht nach gewährleisten, dass sich die Gruppe auf den Weg macht, gemeinsam ihr Ziel erreicht und heil wieder zurückkehrt. Ohne selbst vorab zu wissen, was ihnen auf ihrem Weg begegnen wird. Dabei geht es viel um Beziehung, Geduld, Vertrauen, Motivation, Orientierung, Struktur und natürlich auch um eine Form von Führung. Allerdings mit Coaching-Haltung und nicht mit Fachwissen, Theorie, Expertise oder Hierarchie.

Was hat die Expedition Führung aus Deiner Sicht mit der Organisation gemacht?

Aus meiner Sicht hat die Expedition Führung die Organisation ein Stück weit zu einem Paradigmenwechsel angeregt. Entwicklung als selbstgesteuerten Prozess zu leben anstatt sich in einem vorbestimmten Rahmen zu bewegen, war für viele Neuland und natürlich auch mit Widerstand verbunden.
Es ist in so einer großen Organisation sicherlich nicht einfach, mit so viel Freiheit und diesem Maß an Eigenverantwortung umzugehen. Es erfordert Mut, Flexibilität und Neugierde um sich auf diesen Weg einzulassen. Immer wieder gab es Kritik und auch den Versuch, die Selbststeuerung wieder abzugeben. Verständlich, ist dies doch der bekanntere und oft auch der bequemere Weg. Insofern benötigt ein Experiment wie die Expedition Führung Sicherheit seitens der Organisation.

Was die Expedition konkret an der Organisation verändert hat, kann ich leider nicht beurteilen, dazu fehlt mir der Einblick ins System. Wovon ich jedenfalls überzeugt bin, ist, dass die Expedition die Führungsqualitäten einzelner Personen deutlich erhöht hat. Und dass sie neues Gedankengut und eine Diskussionsgrundlage ermöglicht hat.

Was war für Dich das beeindruckendste Erlebnis auf der Expedition mit Deiner Gruppe?

Es war großartig mitzuerleben, mit welcher Begeisterung, Energie und Offenheit viele Führungskräfte bereit waren, die Herausforderung anzunehmen. Es hat Spaß gemacht, gemeinsam neue Wege zu gehen und zu erleben, wie kreativ unser „Forschungsbereich“ ausgeweitet wurde. Wir waren an Orten und in Organisationen, wo ich sonst nicht hingekommen wäre und das Thema „Führung“ ist uns in den unterschiedlichsten Formen begegnet.

Am beeindruckendsten aber war für mich, zu sehen, dass auch „alteingesessene“ Führungskräfte, die der Expedition zum Teil sehr kritisch und zweifelnd gegenüber standen, sich am Ende doch sehr intensiv mit neuen Zugängen beschäftigt haben, kleine Zwischenerfolge feiern konnten, bzw. bereit waren, neue Wege auszuprobieren.

Was waren Deine Learnings aus der Expedition Führung?

Inhaltlich war ich nach einem Jahr des intensiven Suchens sowohl überrascht als auch beruhigt, dass es „den Stein der Weisen“ zum Thema „Führung“, das eine richtige und gültige Modell, nach wie vor nicht gibt. Und je genauer man das Thema betrachtet, desto vielfältiger wird es.

In meinem Rollenverständnis als Expeditionsleiterin habe ich wie schon so oft gelernt, dass es leichter ist, als „Guru“ alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen, als die Qualität, den Sinn und den Wert eines neutralen Begleiters zu verdeutlichen.

Danke, Caro! Schön, dass Du ein Teil der Expedition Führung warst.
Mehr über Caroline Pisa finden Sie bei green-field.

 

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4 Kommentare

    • Danke für die Anmerkung. Ja, das wäre zwar konsequent, aber nicht effizient … In meinem Bild der Touristen-Tour gesprochen (siehe hier http://www.personaleum.at/expedition-fuehrung-entwicklung/), nehmen wir ja nur die “Standard-Route” raus; nicht aber den fahrbaren Untersatz. Es wäre zu aufwändig und überfordernd, die Wege komplett alleine (v.a. in der Gruppe) zu finden. Da hilft ein Expeditionsleiter (mit der richtigen Haltung) enorm!

      • Mir stellen sich da verschiedene Fragen:
        – Wie messen Sie die Effizienz der Maßnahme? Reicht Effektivität nicht aus?
        – Wer legt die “Standard-Route” fest? Wer legt die Abweichung von der “Standard-Route” fest?
        – Ist selbst gesteuertes Lernen hier wirklich gewollt? Oder führt es nicht dazu, dass ohne Expeditionsleiter auch kein Lernen/keine Aktion stattfindet?
        – Im Alltag müssen die Führungskräfte auch selbst die Wege finden. Darf man sie da überfordern? Wie wird der Aufwand da gemessen bzw. was ist da angemessen?
        Mir gefällt das Experiment, aber ich hätte gerne Vergleichswerte im Unternehmen: a) Fremdgesteuert; b) Selbstgesteuert mit Expeditionsleiter und c) Selbstgesteuert ohne Expeditionsleiter

      • Nach zwei Durchgängen können wir sagen, dass eine Begleitung im strukturierten Rahmen vieles erleichtert, ohne die Selbststeuerung einzuschränken. Im ersten Durchgang war deutlich weniger Rahmen vorgegeben – es dauerte länger und war betreuungsintensiver – bei ähnlichem Outcome. Somit sehe ich den Rahmen und die Begleitung effizienterhöhend, ohne dies konkret messen zu können.
        Mit Standard-Route habe ich die klassischen Lerninhalte und Curricula gemeint, in der Expedition gibt es eben genau diese nicht. Ja, hier ist selbstgesteuertes Lernen gewollt. Das unterstellt nicht, dass ohne Expeditionsleiter kein Lernen stattfindet, es findet dann mehr in Bereichen wie Gruppendynamik statt als im gewollten Bereich Führungskompetenz.
        Natürlich müssen Führungskräfte auch im Alltag eigene Wege finden, bewegen sich aber IMMER in einem Rahmen, den die Organisation vorgibt – einmal mehr, einmal weniger. Der (Zeit)Aufwand von 8,5 Tagen schien uns gerade noch angemessen für das, was wir vor hatten.
        Mit Vergleichswerten kann ich nicht dienen. Das wäre auch gefährlich, wie ich in der letzten MOOC Woche gelernt habe: es haben auch andere Unternehmen mit ähnlichen Konzepten begonnen, aber durch parallele “klassische” Formate, den neuen Weg einfach abgestochen. Eine Studie dazu wäre vielleicht eine Anregung an die Wissenschaft?

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