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Wenn auf einmal der Lerner ins Zentrum rückt, bleibt wenig von bekannten Traditionen. Ein Rückblick auf das Corporate Learning Camp #clc18.

Nicht umsonst wir sie #krasseherde genannt.

Gemeint ist die Learning Professionals Community, die sich heuer wieder zum fünten Mal am Corporate Learning Camp #clc18 zusammengefunden hat.

Erstmals war das Corporate Learning Camp an der Uni Kassel zu Gast. Und erstmals erlebte ich den Austausch an diesem #clc18 so intensiv und vielfältig wie selten zuvor.

Und noch etwas war anders: während in den letzten Jahren die Lernergebnisse oder das Lernen an sich an sich im Vordergrund standen, so waren es diesmal die Lerner selbst.

Die Lerner im Zentrum!

Damit ändert sich der Blick auf Vieles im Corporate Learning, wie wir es bislang verstanden und gelebt haben. Von der Didaktik zur Mathetik – also von der Kunst des Erziehens und Lehrens zur Wissenschaft des Lernens.

Corporate Learning ändert damit auch seine Rolle, vom Content-Produzenten, -Auslieferer und -Überprüfer zum internen Störer, Impulsgeber, Rahmensetzer oder Drogendealer – natürlich nur für legalen Stoff 😉

Auch wenn die vielen Tools und Methoden aus dem Bauchladen des modernden Learning Professionals alle in irgendeiner Form vor Ort waren, so wurden sie an diesen beiden Tagen vielfach aus einer neuen, ungewohnten Perspektive, nämlich der des Lerners, betrachtet:

  • Lieblingstools & Spiele,
  • BarCamps in Unternehmen,
  • Organisationsaufstellungen,
  • Working Out Loud und lernOS
  • MOOC & COOCs,
  • Podcasting,
  • Virtuelle Umgebungen, Künstliche Intelligenz und ChatBots als Lernassistenten …

Viele davon gab es wieder hands-on direkt vor Ort zum Ausprobieren! Einfach in Kontakt kommen und ausprobieren. So geht Lernen, auch für Learning Professionals 😉

Die neuen Seiten des Corporate Learning…

Auch bei der Benennung der aktuellen Trends im Corporate Learning war man sich erstaunlich einig. So einig, dass manchen schon der Verdacht einer #clc18-Filterblase gekommen ist.

Mit dem Blick auf die vielen Praxisbeispiele und Erfolgsgeschichten scheinen diese Trends – mal mehr, mal weniger – ohnehin schon in den Organisationen angekommen zu sein.

#1 Learning-while-working: die künstliche Trennung von Lernen und Arbeiten löst sich auf.

Es ist ja nicht so, das wir es nicht schon länger geahnt hätten. Jetzt wird es auch laut und deutlich ausgesprochen: Lernen ist von Arbeit nicht sinnvoll zu trennen!

Die bisher klare Arbeitsteilung “hier Business” und “hier Lernen” ist weder für den Lerner noch für die Organisation hilfreich. Das bedeutet, dass die bekannten und auf dieser Arbeitsteilung basierenden Lerninstrumente wie Schulung, Training, eLearning zwar nicht verschwinden werden, aber deutlich an Bedeutung verlieren werden.

https://twitter.com/kumulat/status/1045580131547467777

Noch ist man ein wenig auf der Suche nach praktikablen Wegen. Doch soviel scheint schon mal fix: Fürs workplace-learning braucht es einen klaren Rahmen, der von Lernern, Führungskraft und Corporate Learning gemeinsam geschaffen und bespielt wird.

#2 User Generated Content: Lasst die Lerner ruhig mal machen!

Lernmedien zu produzieren ist heute so einfach wie selten zuvor. Corporate Learning muss nicht mehr selbst die zentrale “Lehrmittelstelle” sein, die “Content in ihren Formaten ausrollt”.

Die Inhalte können von fast jedem einfach und rasch produziert und für andere aufbereitet werden. Genau dort, wo die Expertise dafür ist, bei den Mitarbeitern selbst. Was es dafür braucht, ist (wiederum) ein klarer Rahmen, ein klares, einladendes Angebot an Möglichkeiten selbst beizutragen und ein Mutmachen fürs Produzieren.

Auf diese Weise kann sich Wissen nicht nur rascher in der Organisation teilen, sondern  auch die Relevanz und die Akzeptanz dafür erhöht werden. Und ganz nebenbei bleibt auch das Engagement für Wissen und Lernen bei den Mitarbeitern hoch.

#3 Lernnetzwerke und -Communities sind mehr als nette Plaudereien

Kommunikation und Austausch ist ein wesentlicher Lernbooster, der zentral kaum sinnvoll gesteuert werden kann.

Netzwerke und Communities of Practice haben sich vielfach bewährt, brauchen aber (wiederum) einen klaren Rahmen und eine geteilte Ausrichtung. Moderation und Begleitung z.B. in Form von Community Managern, kann diese Netzwerke gut unterstützen.

In der Praxis nach wie vor schwierig sind jene Situationen, in denen der Austausch mit lockerer Plauderei (und damit mit Nicht-Produktivität) verwechselt wird. Ohne entsprechende (Unternehmens- oder Lern-)Kultur als Rahmen, verspielt man diesen Boost im Nu oder verhindert diesen sogar nachhaltig.

#4 Individuelle, kurze Lernhäppchen als praktikable Dosis

Auch das wissen wir schon länger: One Size Fits All funktioniert einfach nicht (mehr).

Wir brauchen kurze, modulare Wissensinhalte, die Lernern ganz konkret in spezifischen Situationen weiterhelfen. Die klassischen (Zwei-)Tagesseminare als “Themenduschen” sind viel zu sperrig und zeigen zu wenig Wirkung.

Die Bearbeitung von (Lern-)Inhalten sollte sofort weiterhelfen und muss sich dafür leicht in den Alltag der Lerner integrieren lassen. Das bedeutet, dass wir Inhalte nicht nur in kleineren Einheiten, sondern – je nach Präferenz und Umfeld des Lerners – auch in unterschiedlichen Formaten und Kanälen brauchen.

Für Corporate Learning heißt das, sich mit relevanter/n Zielgruppe(n) auseinanderzusetzen, eventuell konkrete Personas zu definieren und den gesteckten Rahmen und Inhalte konsequent darauf auszurichten.

… führen unweigerlich ins Selbstlernen!

An diesen beiden Tagen wurde sonnenklar: Der Lerner ist in the drivers seat! Der Lerner entscheidet, was er wann braucht und wie lernen möchte.

Zentrale Lernsteuerung und Inhaltskontrolle waren eine Illusion aus vergangenen Organisationsparadigmen ohne große Wirkung. In dynamischen Welten haben sie diese Wirkung komplett eingebüßt.

Ich habe schon noch Stimmen gehört, die nach Kompetenz-Entwicklungs-Programmen für das Selbstlernen suchen. Ganz wenige und ganz leise.

Insgesamt scheint die Erkenntnis aber breit angekommen, dass es um Lerner, um Selbststeuerung und Selbstlernen geht.

Damit war nicht weiter überraschend, dass in der Rückschau des ersten Tages (mit der Methode 35process) folgende Fragen als aktuell brennend herausgearbeitet wurden:

  • Wie setze ich das alles bloß um?
  • Wie kann ich individuelle Lernzeiten im Produktivbetrieb betrieblich vereinbaren?
  • Wie können wir Lerner in die Selbststeuerung und Selbstverantwortung begleiten?

Aber auch an diesen Fragen wird vielerorts (z.B. in den lokalen #cl2025-Communities) schon eifrig diskutiert, Konzepte erarbeitet und erste Umsetzungsinitiativen ausgetauscht.

#krasseherde eben.

 

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