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Die Corporate Learning Community in Österreich hat in den letzten beiden Jahren ein Modell erarbeitet, das zeigt, wie gewollte Veränderungen – und damit auch Lernen – in Organisationen wirkungsvoll und nachhaltig gestaltet werden können.

Es ist als Rad, Kreisel, Turbine dargestellt und beschreibt Veränderungsinitiativen als Joint-Venture zwischen Business-Verantwortung und Learning-Expertise. Es gilt dabei, eine konkrete Veränderungsintention durch 6 plus 1 Handlungsfelder in mehreren Zyklen in Konsistenz – und damit in die Selbstverstärkung – zu bringen.

Das Admonter Veränderungsrad

Die Taufe eines Modells

In einem Kurz-Hackathon letzte Woche testeten rund 20 Lern- und Entwicklungsprofis die praktische Tauglichkeit des Modells anhand konkreter Fälle ihrer Unternehmen.

Das Ergebnis: AVERA als ganzheitliches Modell für Lernen und Veränderung kann für viele Fragestellungen genutzt werden und ist sehr hilfreich beim Finden und Gestalten von Veränderungsinitiativen. Es ist wie eine “Wärmebildkamera”, die sichtbar macht, wo gerade welche Energien sind und wie diese konstruktiv zur Veränderung genutzt werden können.

Der Grundstein für das Modell wurde 2022 in einem 24-Stunden-Hackathon im steirischen Admont gelegt. Im Speisesaal des Schlosses Röthelstein, der ehemaligen Sommerresidenz der Äbte des Stiftes Admont, entstand spätnachts die Idee, alle Elemente für erfolgreiche Veränderung und Lernen in Organisationen zusammenzutragen. Am kalten Steinboden unter klerikalen Deckenfresken entstand so die erste Skizze eines Lern- und Entwicklungskreises mit einer Unzahl geclusterter Kärtchen. Das Kernteam der #CLCA erarbeitete daraus ein Modell und nannte es “Das Admonter Veränderungsrad (AVERA)”.

Sendeschluss! Reinziehen statt reindrücken.

Traditionell gestalten wir Lern- und Veränderungsprozesse – immer noch – linear. Kein Wunder, haben wir es doch in der Schule auch lange Zeit so erlebt: Jemand definiert, was gelernt werden muss. Die Lehrerin bereitet den “Stoff” auf, und gibt diesen weiter, damit Lernende diesen aufnehmen – und damit gelernt haben. Content Broadcasting nennen wir das. Wir verwechseln Lehren mit Lernen und gestalten Settings für Lernen, die aber in Wahrheit wenig mit echtem Lernen (Scrap Learning) zu tun haben.

Von der Linearität in die Zirkularität. Natürliches menschliches Lernen ist ein individueller, emotionaler und sozialer Prozess, der sich in Schleifen vollzieht. Solche Lernprozesse sind komplex und mit Linearität kaum zu unterstützen. Damit Organisationen zielgerichtetes Lernen ermöglichen können, braucht es zirkuläre, kontinuierlicher Ansätze. Es braucht konsistente Rahmenbedingungen, d.h. einen Kontext, in dem Lernen leicht – und idealerweise ganz von selbst – passiert. Als Corporate Learning Profis gestalten wir also den Rahmen, in dem Lernen passieren kann – und nicht den Lernprozess selbst.

Der Tanz um die Businessrelevanz. Wer Lernen in Organisationen nur an Individuen festmacht, greift ohnehin zu kurz. Es sind v.a. Kontext, Struktur oder Kultur, die Lernen im Unternehmen begünstigen oder gar verhindern. Gelingende Lernprozesse sind daher nicht einfach an Corporate Learning delegierbar, sondern sind ein gemeinsamer Tanz zwischen Business und Corporate Learning. Das Business führt, denn Corporate Learning ohne Businessführung gleicht einer Geisterfahrt (in diesem Rad). Besonders dann, wenn wir Initiativen als Auftrag nehmen, Methoden einsetzten, Zielgruppen definieren, und im obigen Sinne Lernen produzieren. Selbst aufwändig und hochwertig gestaltete Initiativen zerschellen dann am Alltag und bleiben – bestenfalls – wirkungslos. 

Die Helix der Entwicklung. Mit AVERA haben wir in der #CLCA ein Denkmodell geschaffen, das beide Seiten, nämlich Business und Learning, integral miteinander verbindet und als gemeinsamen, zirkulären, nachhaltigen Entwicklungspfad sieht. Das Modell setzt auf Ganzheitlichkeit, Ergebnisorientierung und iteratives Vorgehen, so wie wir es aus der agilen Welt bereits kennen. Es beschreibt einen kontinuierlichen, zirkulären Pfad, der sich nicht statisch vollzieht, sondern in seiner dreidimensionalen Sicht (emotional, sozial, strukturell) nachhaltige Unternehmensentwicklung impliziert.

Ein AVERA-Canvas?

Drei sehr unterschiedlichen Praxisfällen wurden in zwei Durchgängen mithilfe von AVERA reflektiert und bereits Ideen für eine “bessere Umsetzung” geboren. Mit diesen Ergebnissen und den Rückmeldungen des jüngsten Hackathons gehen wir nun an die konkrete Beschreibung und Ausarbeitung des Modells für die Veröffentlichung.

Eine der Ideen: einen Canvas für den praktischen Einsatz, z.B. in Workshops mit Stakeholdern, anzubieten. Spätestens im Herbst diesen Jahres wird es mehr dazu geben.

Übrigens: das Modell wird unter CC-Lizenz veröffentlicht kann gerne – unter Namensnennung – frei eingesetzt und weiterentwickelt werden.

Dreh- und Angelpunkt: Raum & Zeit

Lernen und Arbeiten teilen sich eine gemeinsame Achse – Raum und Zeit. Und spricht damit jene Ressourcen an, die sich Business und Lernen teilen (müssen) – Stichwort: Ambidextrie. Raum und Zeit bilden daher auch im Modell den Mittelpunkt – und stehen den Elementen in ihrer Konsistenz oft im Weg.

Deshalb fragen wir auch beim kommenden CLCA-Stammtisch am 20. Juni in Wien: “Wer hat noch Zeit zu lernen?“. Wer dabei sein möchte, kann sich gerne hier anmelden. Ich freue mich schon darauf.

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