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Merkt Ihr es schon? Heute haben wir 2% des Jahres schon geschafft.
Und, wie geht´s Euren Neujahrsvorsätzen?

Es hat ja schon Tradition: Sekt, Feuerwerk, Neujahrskonzert und alles ist neu und anders. Zumindest die Jahreszahl. Und doch ist es wieder

“the same procedure as every year”.

Hoffentlich, so hörte ich vielerorts, wird 2023 besser als das vergangene Jahr…

Besser? Nein!

Mit dem Mantra mehr oder besser kommen wir nicht (mehr) weit, nicht in Unternehmen, schon gar nicht im Personalmanagement. Wir sollten den ändernden Rahmenbedingungen Rechnung tragen, und endlich beginnen, die Dinge “anders” anzugehen. Schließlich reden wir ja schon seit (vielen) Jahren davon, höchste Zeit für die konkrete Umsetzung! Nehmen wir nur zwei Beispiele:

Anders im Recruiting

Im Recruiting müssen nicht nur die Wiener Linien besser werden. Wer erfolgreich sein will, sollte mehr als bisher machen.

Dazu brauchen wir bessere Jobinserate, bessere Algorithmen und bessere (v.a. schnellere) Software, so die Annahme. Tatsächlich nahmen die Anzeigenschaltungen in den letzten Monaten um fast 10% zu. Die Resonanz darauf verhält sich – sagen wir mal – bescheiden: drei Viertel aller Anzeigen bekommen nicht mehr als 9 Bewerbungen, ein Fünftel überhaupt keine.

Nein, das müssen wir ganz anders angehen. Denn nur 5% der Berufstätigen sind aktiv auf der Suche und direkt empfänglich für Inserate. Weitere 35% wären grundsätzlich für einen Wechsel offen, wenn sich die Gelegenheit böte – und damit sind keine Inserate gemeint ;-).

Dazu kommt: potenzielle Kandidat:innen wollen zuallererst mal reden, nicht CVs und Motivationsbriefe verschicken. Bessere Inserate und schnellere Software lösen also nichts – wir müssen Kontakte knüpfen, Beziehungen aufbauen und Interesse schüren.

Damit wird die Arbeit im Recruiting ganz anders. Wie wir das skalierbar und dennoch authentisch hinbekommen? Das müssen wir erst herausfinden. Der Weg entsteht, indem man ihn geht, oder?

Anders im Corporate Learning

Die EU hat dieses Jahr als “Jahr der Kompetenzen” ausgerufen, weil Qualifizierung ein wesentlicher Lösungsbeitrag zum anhaltenden Fachkräftemangel ist, sich aber nur 37% der Erwachsenen regelmäßig weiterbilden. Das wird nicht reichen, da brauchen wir mehr.

Mehr von den bekannten, tradierten Trainings und Schulungen? Oder einfach bessere Trainingsmethoden oder Schulungsformate? Damit lösen wir nichts. Schließlich sind wir jetzt schon damit “chronisch verspätet” und am Ende kommt kaum mehr als ein Transferproblem des Gelernten im Alltag raus.

Nein, das muss anders laufen: Time-to-Competence wird die neue Kennzahl – wer schneller und flexibler ausbildet, hat die nötigen Fachkräfte früher einsetzbar. Vielleicht helfen wachsende Learning Ecosystems, die neugierig machen, Interesse anfachen und vielfältige Möglichkeiten bieten, sich selbst gemeinsam mit Kolleg:innen Wissen und Kompetenzen anzueignen. Mitmachen fühlt sich nicht an wie Lernen, ist dafür aber umso wirksamer. Jedenfalls braucht es ganz andere Rollen, Slikks und Tätigkeiten von Corporate Learning Profis.

Anders – ganz generell

In den letzten Monaten hörte ich immer wieder:

“Ich möchte irgendetwas mit und für Menschen machen,
also mache ich Personalarbeit”.

Das halte ich für ein großes Missverständnis.

Im Personalmanagement bauen und pflegen wir organisatorische Infrastruktur, dort liegt der größte Nutzen für alle Stakeholder. Dafür haben wir mit vielen Menschen Kontakt, aber an einzelnen Menschen direkt arbeiten wir nur punktuell. Das Kunststück dabei: diese Infrastruktur muss dem Organisationszeck UND allen Mitarbeitenden dienen. Ein permanenter Balanceakt.

Dafür gibt es auch nicht mehr DIE eine Lösung als einfache Blaupause, wie es das Ulrich-Modell viele Jahre war. Eine passende Lösung zu finden, erfordert Ziel- und Rollenklarheit und stellt rasch die aktuelle HR-Organisation (das meint McKinsey dazu) – oder das HR Business Modell gleich insgesamt – in Frage.

Anders! Gleich jetzt!

Wir sollten endlich beginnen, die Dinge anders zu machen. Aber nicht des “Andersmachen-willens” wegen.

Ich kann freilich nicht sagen, ob es besser wird, wenn es anders wird, aber soviel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es besser werden soll.
(Georg Christoph Lichtenberg)

Wer Dinge sinnvoll anders angehen oder lösen möchte, muss zuerst die echten, wirklichen Problemfelder entdecken. Und dafür dann Lösungen erarbeiten, ausprobieren und verbessern.
Einfach schillernde Tools oder neue Methoden einzusetzen, weil es alle so machen oder weil es die schnelle Lösung verspricht, ist besonders dann gefährlich, wenn wir vom “wofür” und den erwünschten Wirkungen nicht die leiseste Ahnung hat.

Das ist Arbeiten auf “Tütensuppen-Niveau”, wie Gunter Dueck die erste Stufe des japanischen ShuHaRi-Konzepts beschreibt. Für Instant-Ergebnisse mit ausreichend Geschmacksverstärker nur einfache Anleitungen ausführen bringt nicht mal Mittelmaß hervor. Malen nach Zahlen lassen keinen Kunstgenuss erwarten. Mit Packerlsuppen reicht es nicht mal für “Gut-bürgerliche Küche”.

Und verlasst Euch bitte nicht auf Technik oder andere Innovationen, wie z.B. künstliche Intelligenz (ChatGPT als eine der freien Angebote). Keine Frage, KI vollbringt schon heute ganz erstaunliche Dinge – und da kommt noch mehr. Angeblich sind ja schon unsere Jobs bedroht. 😉

Probiert es einfach selbst aus (wie z.B. Nele Hirsch); Ohne klarem Auftrag oder präzise Fragestellung bleiben die Rückmeldungen mau. Nur wer über breites, fachliches (Konzept-)Wissen verfügt, kann sich die Arbeit durch KI erleichtern. Es ist wie mit anderen Technologien auch: Wer von Mathematik wenig Ahnung hat, dem hilft auch kein Taschenrechner 😉

Also weiterhin beobachten, reflektieren, experimentieren etc., um Dinge anders iSv von passender, wirkungsvoller, flexibler, … anzugehen.

Neue, wirksame Lösungen finden!

Dinge anders zu machen, neue, wirksame Wege finden – ja, das ist aufwändig und riskant. Es kostet Energie, Zeit und manchmal auch Geld – und das alles ohne klarem Ausgang. Es könnte ja auch Nichts dabei rauskommen, oder am Ende gar scheitern. Schade um den Aufwand? Nein, selbst ein Scheitern bietet hervorragende Lernchancen.

Und außerdem, was wäre die Alternative? Alles, wie bisher – bei komplett geänderten Rahmenbedingungen – zu tun, scheitert früher oder später ziemlich sicher. Ein hoher Preis für bekannte Gewohnheiten und ein wenig Bequemlichkeit, oder?

Also raus aus der Bequemlichkeit, rein in die Transformation – oder, wie ich vor geraumer Zeit geschrieben habe: raus aus der Traditionstracht, rein in die Funktionswäsche.

Die Trendfarbe des Jahres 2023

Die Farbe des Jahres 2023 erscheint dabei eine günstige Begleiterin zu sein. Viva Magenta vibriert vor Elan und Kraft. Sie steht für Stärke, Lebendigkeit und Kreativität. Das Farbinstitut Pantone beschreibt die Trendfarbe als pulsierend, mutig und furchtlos. Sie hilft somit, einen neuen Narrativ zu (be)schreiben.
Quelle: Pantone Deutschland

Also wenn das kein gutes Omen ist – packen wir´s an, gemeinsam!

Oder seht ihr das anders? Dann freue ich mich über einen Hinweis in den Kommentaren.

Ein frohes, gesundes und gelingendes Jahr 2023 wünsche ich Euch allen!

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