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Wer bist Du? Persönlichkeitsanalysen versprechen Antworten darauf. Aber nicht alle helfen in der Personalarbeit weiter.

Jeder Mensch ist anders. Und irgendwie sind wir doch alle gleich.

Gut nur, dass es Verfahren gibt, die definierte Persönlichkeitsstrukturen und individuelle Unterschiede leicht erkennbar machen.
Damit können wir uns Besetzungsentscheidungen im Recruiting erleichtern. Oder sie helfen uns bei der Suche nach passenden Aufgaben für Mitarbeiter oder beim Finden von geeigneten Entwicklungs- und Karrierepfaden.

Und manche Instrumente versprechen sogar beides gleichzeitig. Ganz schön vermessen, wie ich finde.

Erhebungs-Angebote, mit wem wir es zu tun haben, gibt es wie Sand am Meer. Egal, ob Tests, Analysen oder Profile.
Die Versprechungen der Anbieter sind vollmundig, manche grenzen schon fast an Magie.

Doch wer nachfragt, nachforscht oder mal hinter die Kulissen blickt (sofern das überhaupt möglich gemacht wird), wird leicht ernüchtert.

Die Testverfahren sind kaum vergleichbar, arbeiten mit unterschiedlichen Konzepten, individuellen Erhebungsmethoden und mal mehr, mal weniger guten Vergleichsdaten. Darüberhinaus sind sie bei weitem nicht für alle Einsatzgebiete geeignet.

Was messen die denn überhaupt?

Fast alle Instrumente befunden ihre Probanden mit bunten Ergebnis-Profilen, die sich in der Regel auch für den Laien rasch erschließen.

Doch Vorsicht! Wer den Hintergrund zu den Profilen mit den Balken und den Punkten nicht kennt, lässt sich leicht in die Irre führen: Mehr ist nicht immer gleich besser und rot ist nicht automatisch schlecht.

Trotz aller optischen Ähnlichkeit könnten die Instrumente nicht unterschiedlicher sein. Die einen messen Verhalten. Manchmal auch Eigenschaften. Dann gibt es solche, die Präferenzen, Motive und Gewohnheiten messen. Nicht immer wird einem der konkrete Unterschied klar. Andere wiederum arbeiten mit Typologien und Clustern.

Alles meist in schönen Worten und Grafiken beschrieben und meist auf den ersten Blick plausibel. Was das alles für den beruflichen Erfolg bedeutet? Darüber schweigen sich die meisten Anbieter aus. Nur die wenigsten helfen bei der Übersetzung vom jeweiligen Profil zu den karriererelevanten Befunden.

Doch die wertige Aufmachung der Ergebnisberichte lässt einen leicht vergessen, was zu diesen Aussagen geführt hat und ob diese auch tatsächlich aussagekräftig sind.
Auch wenn fast alle mit “Studien” und “wissenschaftlichen Befunden” für ihre Profile werben, ist es damit aber nicht immer so weit hergeholt.

Gruß vom Marketing: Glaube und Hoffnung!

Nicht selten erhalten Personaler das Angebot, den Selbsttest zu machen. Das Kalkül geht fast immer auf. Wird das Verfahren im Eigenversuch als treffsicher erlebt, wird daran gerne geglaubt. Manche Personaler schwören geradezu auf “ihr Testverfahren”.

Die Psychologie kennt dieses Phänomen als “subjektives Evidenzgefühl” (Paul Meehl), das u.a. auch als “Barnum Effect” bezeichnet wird. Das bedeutet, solange die Formulierungen im Ergebnisbericht vage und generalisierend genug sind, werden diese Aussagen vom Leser als persönlich zutreffend erlebt. Bingo!

Mit diesem Evidenzgefühl wird bei Einkäufern dieser Tests die Hoffnung genährt, dass das Investment für die Durchführung auch zu stichhaltigen Zusatzinformationen im konkreten Anwendungsfall führt.

Zusatzinformationen liefern alle diese Verfahren zu Hauf. Doch ob diese tatsächlich stichhaltig sind, hängt nicht nur vom Verfahren und dessen Gütekriterien, sondern auch vom Einsatzzweck ab.

Wer da nicht drauf achtet, kann sich rasch mal vermessen.

Auf zum Selbsttest!

Na, da lohnt sich doch ein genauer Blick auf die unterschiedlichen Angebote. Deshalb haben wir uns zu viert gefunden, den Praxistest an uns selbst durchzuführen.

Vier KollegInnen, die seit Jahren eng im HR zusammenarbeiten, sich teils auch privat gut kennen, machen diese Testverfahren im Selbstversuch.

Wir haben eine möglichst breite Vielfalt an Instrumenten getestet und jeweils versucht, mehr über die Hintergründe und Gütekriterien zu erfahren. Und wir sind bereit, die Ergebnisse auch hier zu veröffentlichen. Wir haben uns wirklich durchleuchten lassen: von der Herzratenmessung, über die Sprachanalyse, klassischen Selbsteinschätzungen bis hin zu Profilen, die auf dem eigenen Geburtstag basieren.

Wir berichten hier in den nächsten Wochen über unsere Erfahrungen mit den unterschiedlichen Instrumenten, was sie wirklich messen, wie es uns persönlich in der Messung ergangen ist und auch darüber, was die drei anderen Kollegen über unsere Ergebnissen sagen.

Und am Ende bleibt die Frage, ob die Einschätzungen für uns wirklich treffsicher waren. Bleiben Sie gespannt, welcher Anbieter welche Versprechen halten kann…

Weitere Post dieser Serie:

DANKE!

Neben all den Anbietern, die uns die Durchführung der Testverfahren kostenlos zur Verfügung gestellt haben, möchten wir ganz besonders Susanna Weilke danken, die uns spontan mit ihrer umfangreichen praktischen Erfahrung mit unterschiedlichen Testverfahren bei dieser Serie tatkräftig unterstützt hat. Danke Susanna!

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